Pesquera Reserva

Beim Anschneiden der Kapsel war die Befürchtung bereits groß, dass der Wein völlig oxidiert ist. Zwischen Kork und Kapsel hatte sich bereits ordentlich Material gesammelt und sich vermutlich eine Mikrooase mit vielerlei Lebensformen gebildet. Gut, dann hat man nichts mehr zu verlieren. Also rein mit dem Korkenretter und in den Abenteuermodus wechseln. Genau, auch der Korkenretter konnte nur noch den Verschluss im Wein versenken, da keine wirkliche Haftung mehr zwischen Flaschenhals und Korken bestand. Jetzt kann man sich wirklich gelassen ein Glas einschenken, da die Erwartungshaltung gegen null geht.
Der Wein war trüb von den Sedimenten und die Farbe zwar am Rand orange, nach 30 Jahren durchaus normal, dafür wirkte das Granat vom Wein noch sehr lebhaft. Kurz am Glas gerochen kam das erste Erstaunen: Dunkle Frucht, Kräuter, Gewürze, etwas Leder und Lakritze, sehr klar und kein bisschen oxidativ dreckig, wie erwartet mit dem Biotop unter der Kapsel. Im Mund dann wunderbar reif, rund, auskleidend und durch die Säure mit einer fantastischen Frische. Freudiges Erstaunen in den Gesichtern aller Beteiligter. Manchmal ist weniger Erwartung durchaus ein positiver Startpunkt.
Gut, der Wein hat sich im Glas sehr schnell entwickelt. Dann muss man eben mal schneller trinken, damit bei Zeiten die nächste Flasche entkorkt werden kann, die bereits auf dem Tisch in der Warteschlange stand.
Geht besonders gut mit:
... neugierigen Freunden und in einer entspannten Atmosphäre.
Fazit
Pequera ist eine Bank. Immer wieder haben mich alte Flaschen überrascht.
