22. Dezember 2023

Entdecke die Vielfalt der DO Cava: Eine Reise durch spanische Schaumweine und ihre Klassifizierung

Wer sich mit spanischem Schaumwein auseinandersetzt, stößt unweigerlich auf die Faszination der DO Cava.

Das möchten wir heute gerne zum Anlass nehmen einmal tiefer einzusteigen in das Thema Cava, was ihn besonders macht, was anders ist und warum man ihn unbedingt probieren sollte.
... denn nicht ohne Grund habe ich im Februar 2023 meine Prüfung als Cava Educator Advanced Level abgelegt ;)

Die Essenz von Cava

DO Cava steht für spanischen Schaumwein höchster Qualität, der nach traditioneller  Methode hergestellt wird und der ausschließlich die Verwendung ausgewählter Rebsorten erlaubt. Hierzu zählen Xarel-lo, Parellada, Chardonnay, Macabeo und Subirat Parent als Weisse sowie Garnacha, Pinot Noir, Trepat und Monastrell als Rote. Die Dosage bietet sieben verschiedene Zuckergehaltsklassen, von Brut Nature bis Süß. Alleine aus diesen Aspekten ist bereits die grosse Vielfalt erkennbar.

Neuigkeiten - ein Blick auf die Zonen

Seit 2020 hat die DO Cava eine neue Zonenaufteilung vorgenommen in »Comtats de Barcelona«, »Ebro Valley«, »Viñedos de Almendralejo« und »Zona de Levante«. Jede Zone bietet einzigartige landschaftliche Merkmale und klimatische Typizitäten, was die Vielseitigkeit dieser Weinbauregion weltweit einzigartig macht. Für diejenigen, die gerne tiefer in die Materie eintauchen möchten, hier eine Übersicht.

Die »Comtats de Barcelona« stellt das Herzstück der DO Cava, da hier 95% der Schaumweinproduktion stattfindet und bereits im Jahr 1872 der erste Cava hergestellt wurde. Aufgrund der Vielzahl klimatischer Besonderheiten wurde diese Zone in fünf weitere Unterzonen unterteilt: »Valls d’Anoia-Foix«, »Serra de Mar«, »Conca del Gaià«, »Serra de Prades«, »Pla de Ponent«. Diese Zone allein verdeutlicht die Vielschichtigkeit – Meereshöhen von 90m bis 700m, Klimata von mediterran bis kontinental.

Auch die Zone »Valle del Ebro« ist in Subzonen unterteilt, nämlich »Alto Ebro« und »Valle de Cierzo«. Letztere wird klimatisch besonders durch den gleichnamigen kalten und trockenen Wind geprägt und liegt auf etwa durchgängig 600m Höhe.

In der Zone »Viñedos de Almendralejo« in der Provinz Badajoz bestimmt ein besonderer Wind namens Solano das Klima – ein eher warmer Wind mit geringen Niederschlägen.

Die »Zona de Levante« im Westen von Valencia ist ebenfalls von einem gleichnamigen Wind geprägt, der auf diesem Hochplateau Grundwein für Cava zwischen 600 und 900m Höhe wachsen lässt.

Es ist offensichtlich, dass aus so unterschiedlichen Klimazonen sehr unterschiedliche Schaumweine hervorgebracht werden können. Doch dies ist nur eine Seite der Medaille und spielt eine entscheidende Rolle für die Qualität.

Zukunft des spanischen Schaumweins: Die Neugestaltung der Cava Klassifizierung

Die Klassifizierung des Cavas wurde neu gestaltet durch die Einführung der Kategorien »Guarda« und »Guarda Superior«. Die Unterschiede zwischen ihnen liegen in der Mindestlagerzeit auf der Flasche, man muss sich nur noch vier magische Zahlen merken:
9 – 18 – 30 – 36.

»Cava de Guarda« – Der Einstieg in das Klassifizierungssystem

Der Einstieg in das Klassifizierungssystem erfolgt mit dem »Cava de Guarda«, einem Schaumwein, der sich fruchtig und aromatisch präsentiert und mindestens 9 Monate in der Flasche gereift ist.

»Cava de Guarda Superior« – Qualität auf höchstem Niveau

Die zweite Kategorie, »Cava de Guarda Superior«, unterteilt sich in drei Untergruppen: »Reserva«, »Gran Reserva« und »Paraje Calificado«. Doch was erwartet uns generell in dieser Qualitätsstufe? Cavas mit vorgeschriebener Mindest-Reifezeit von 18 Monaten in der Flasche bieten eine Fülle von sensorischen Nuancen und erfüllen strengere Qualitätsanforderungen. Dies schließt Kriterien wie das Mindestalter des Weinbergs von zehn Jahren, eine maximale Erntemenge von 10.000 Kilo Trauben pro Hektar (für Reserva und Gran Reserva) und die Nennung des Jahrgangs ein. Ab 2025 sind alle »Cava de Guarda Superior« zudem zu 100% zertifiziert biologisch.

Diese Umstellung unterstreicht die Bemühungen der DO Cava in Sachen Nachhaltigkeit, die sich auch in anderen Bereichen widerspiegeln, wie dem verantwortungsvollen Umgang mit Wasser, der Messung und Reduzierung des CO2-Fußabdrucks sowie der Verwendung von wiederverwertbaren und kompostierbaren Materialien für Flaschen und Verpackungen.

Unterschiede zwischen »Reserva« und »Gran Reserva«, und die Spitzenklasse »Paraje Calificado«

Die Hauptunterscheidung zwischen »Reserva« und »Gran Reserva« liegt in der Flaschenreife – »Reserva« erfordert mindestens 18 Monate, »Gran Reserva« mindestens 30 Monate.

Doch für die Spitzenklasse »Paraje Calificado« gelten noch weiterreichendere  Vorschriften zur Qualitätsmaximierung. Hierzu zählen Handlese, eine maximale Erntemenge von 8.000kg Trauben pro Hektar, die Produktion im eigenen Weingut, die Extraktion von maximal 48 Hektolitern pro Hektar und eine mindestens 36-monatige Flaschenlagerung. Warum mindestens?
Genau hingeschaut entdeckt man in dieser Spitzenklasse einige Weingüter, die dem Cava noch mehr Zeit gönnen, und so eröffnen sich ungeahnte Geschmackserlebnisse.

Sichtbare Veränderungen auf dem Etikett

Auf dem Rückenetikett der DO Cava sind deutliche Neuerungen zu erkennen, darunter ein frisches und übersichtlicheres Design.

Neues Etikett und die Farbgestaltung

Das überarbeitete Etikett informiert den Betrachter unmittelbar durch seine Farbgebung über die Zugehörigkeit zur jeweiligen Cava-Kategorie. Grüne Etiketten stehen für »Cava de Guarda«, silberne für »Cava de Guarda Superior – Reserva« und goldene für »Cava de Guarda Superior - Gran Reserva«.
Interessanterweise behält der »Paraje Calificado« vorerst sein aktuelles Etikett, um seine besondere Stellung zu betonen.

Das »Integral Producer«-Label

Ein weiteres auffälliges Merkmal ist das neu eingeführte »Integral Producer»-Label. Das Label betont den Wert der Umstellung auf eine durchgängige Verarbeitung innerhalb eines Weingutes - angefangen beim Anbau, über die Vinifikation bis hin zur Abfüllung. Bisher verfügen erst 15 Weinbaubetriebe über diese hochwertige Zertifizierung.

QR-Code für zusätzliche Informationen

Zum Nutzen der Verbraucher sind die neuen Etiketten mit einem QR-Code ausgestattet. Dieser ermöglicht allen Cava-Liebhabern den Zugriff auf zusätzliche Informationen zu der Kategorie, inklusive Empfehlungen für ideale Essens-Begleitungen oder Rezepte.

Die Vielseitigkeit der Cavas und ihre Anwendungsmöglichkeiten

Dieser Aspekt bringt uns zu einer bisher häufig vernachlässigten Genuss-Dimension.
Gehört ihr zu denjenigen, die Schaumwein vorwiegend als Aperitif genießen?
Dann wisst ihr möglicherweise nicht, welch kulinarische Vielfalt euch bisher entgangen ist. In meiner eingangs genannten Ausbildung hatte ich das Privileg, dass es Mittags immer ein wunderbares Essen gab, bei dem jeder Gang mit Cava begleitet wurde.
... und ich kann bestätigen – Für jedes Gericht gibt es den passenden Cava.

Hier schließt sich der Kreis:
Dank der Vielseitigkeit der Cavas aus den verschiedenen Zonen gibt es für jedes Essen und jede Gelegenheit den perfekten, sprudelnden Begleiter. Wie erfreulich, dass sich diese Erkenntnis zunehmend verbreitet und in der gehobenen Gastronomie, insbesondere in Spanien, mittlerweile Menüs mit ausschließlichem Cava-Pairing angeboten werden.

Nach all diesen spannenden Einblicken in die Welt des Cavas wisst ihr nun genau, was diesen Schaumwein so besonders macht und welches blubbernde Universum es zu entdecken gilt.

Jetzt bleibt nur noch eines – ihn in vollen Zügen zu genießen.
Salud!

PS
Wenn du dich gerade fragst, wo du denn eine gute Auswahl an Cavas ausserhalb Spaniens finden kannst, dann hätten wir hier einen Tipp für dich 😉 *

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Bild aus DO Cava mit Weinbergen
©DO Cava

DO Cava

... das sind malerische Landschaften

alter Rebstock mit Cava Trauben
©DO Cava

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dürfen für die Cava Produktion verwendet werden

Hefelager in der Cava-Flasche
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Die Reifezeit auf der Hefe

... das macht den Unterschied

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