17. Dezember 2024

Magst du es eher süß und hart oder süß und weich?

Natürlich rede ich über Turrón de Jijona, bzw. Turrón de Alicante.

Als Kind war die Frage schnell beantwortet: süß und weich. Turrón de Yema (Eigelb) war mein Favorit.

Da fällt mir ein: Wann ist eigentlich Weihnachten in Spanien?

Als Kind war ich überwiegend in den Sommerferien in Spanien und habe die meiste Zeit am Strand verbracht. In seltenen Fällen fielen die Besuche bei den spanischen Verwandten in die Weihnachtszeit. Und ich habe es geliebt.

Zuerst war es ein Fest die Großeltern zu sehen und Paella zu bekommen. Wobei mein Lieblingsessen gebratene Hühnchenbrust mit handgemachten Pommes frites war. Meine Oma konnte mit einer Präzision und Geschwindigkeit Kartoffeln schälen, und in Stifte verwandeln, die mir noch heute bleibend in Erinnerung sind.

Weihnachten war zu der Zeit der 6. Januar, Heilige drei Könige. Die Tage vom 24.-26.12. waren, na sagen wir auch existent. Der 25.12. war ein Feiertag und in Spanien mit Essen bei der Familie belegt. Heute ist es eine Mischung aus 25.12. und 6.1. An beiden Tagen bekommen Kinder etwas, häufig Geld am 25.12. und Geschenke am 6.1.

Turrón war der Inbegriff für meine Vorfreude. Meine Großeltern hatten zur Weihnachtszeit immer Turrón im Haus und mit einer Bäckerei im Nachbarhaus endete der Nachschub nie.

Woher kommt Turrón und welche verschiedenen Arten gibt es?

Mandeln und Honig wurden von den Arabern für Süßspeisen in verschiedenen Versionen verwendet und im 8. Jahrhundert nach Spanien mitgebracht. Im Laufe des 15. Jahrhunderts war die Vorherrschaft der Mauren vorbei, die süßen Mitbringsel sind geblieben. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts beginnt die Erwähnung der Stadt Jijona, mit ihrem Geruch nach Honig und Mandeln. Vermutlich wurden bereits zu dieser Zeit Dinge produziert, die dem heutigen Turrón aus Alicante ähnlich sind.

1939 wurde eine Vereinigung zum Schutz der Herstellung von Turrón in Jijona gegründet,

der durch den Bürgerkrieg Spaniens und dem anschließenden Regime erst 1977 zur Registrierung einer Marke »Jijona« führte. Nur in der Stadt produzierte Süßwaren durften mit dem Begriff »Jijona« versehen werden. Erst 1991 wurde abschließend die Herkunftsbezeichnung reguliert und der »Consejo Regulador de la Denominación Especifica Jijona« bestätigt.

Nach so viel trockener Geschichte endlich zu Turrón und aus was der eigentlich besteht. Hauptzutaten sind drei Dinge bei den beiden wichtigsten Sorten Turrón de Jijona und Turrón de Alicante: Mandeln, Honig und Eiklar. Die größten Unterschiede bei verschiedenen Herstellern kommen durch die Qualität und Proportionen der möglichen Zutaten. Wobei es Turrón gibt, der mit Eigelb, Yema und als Kind meine einzige Wahl, Schokolade (kam erst später in meiner Erinnerung auf) und, um die teuren Mandeln zu umgehen, mit Erdnüssen hergestellt wird.

Probier es aus: Turrón-Rezept

Turrón kannst du auch selbst herstellen. Die Mandeln werden geraspelt und geröstet, das Eiweiß geschlagen und der Honig/Zucker erhitzt. In den Honig wird das Eiweiß vorsichtig darunter gerührt und anschließend die Mandelraspel dazugegeben. Alles rühren, bis eine Masse entsteht, die man in eine Form geben kann.

Wer ganze Mandeln im Turrón haben möchte oder andere Zutaten, die sichtbar präsent sein sollen, kann diese vor dem Hartwerden hinzufügen.

Das war die Kurzversion für den Überblick. Wer es gerne präziser haben möchte, hier ein einfaches Turrón-Rezept:

Zutaten:

  • 650 Gramm ungeschälte Mandeln / genauso gehen geschälte Mandeln, geht schneller

  • 400 Gramm Puderzucker

  • 100 Gramm flüssigen Honig

  • 3 Eiweiß (steif geschlagen)

Zubereitung:

  1. Mandeln etwa 2-3 Minuten in kochendes Wasser geben und abschrecken. Danach die Haut ablösen und die Mandeln zum Trocknen auf ein Küchenpapier auslegen - der Schritt entfällt wenn Du geschälte Mandeln verwendest

  2. Die Mandeln dann in einer trockenen Pfanne oder im Backofen bei ca. 200 Grad goldgelb rösten. Die 20-30 schönsten Mandeln beiseitelegen.

  3. Nun die gerösteten Mandeln mahlen. Traditionell werden diese in einem Mörser zerkleinert.

  4. Den Honig im Wasserbad erwärmen, so dass er flüssig wird. Zucker, Honig und die ganzen Mandeln zu den gemahlenen Mandeln zugeben und gut verrühren.

  5. Die drei Eiweiß steif schlagen und unterrühren.

  6. Die Masse dann fingerdick auf ein eingeöltes Backpapier geben - oder das Backblech mit Klarsichtfolie auslegen.

  7. An einem kühlen Ort (nicht Kühlschrank) etwa 10 Tage trocknen lassen. Fertig ist der Turrón casero.

Und natürlich das Genießen anschließend nicht vergessen!

Turrón aus Spanien: das Reinheitsgebot

Wenn man kleine oder große Produzenten betrachtet, wird Turrón in Alicante und Jijona selbstverständlich in unterschiedlichen Mengen hergestellt. Was in die geschützten Herkunftsbezeichnungen rein darf (Mandeln, Honig und Eiweiß), ist genau definiert. Damit kommt der Preis häufig durch den Herstellungsaufwand (maschinell oder Handarbeit) und die Herkunft und/oder Qualität der verwendeten Zutaten zustande.

Mandelkunde

Ein Ausflug zu den Mandeln, die einen ordentlichen Teil der Kosten ausmachen und wie bei Rebsorten, in sehr unterschiedlichen Sorten existieren. Die angesehenste Mandelsorte für die Turrón-Herstellung ist Marcona. Diese ist in geringem Umfang vorhanden und sehr nachgefragt, da sie als qualitativ hochwertigste angesehen wird. Mandeln blühen in Alicante, der Hauptregion für die Marcona, im Februar. In dieser Zeit gibt es noch Frost und Wind, weshalb die Ernte meistens klein ausfällt, da Blüten zerstört werden oder eine Bestäubung verhindert wird.

Weitere Sorten sind Ramillete, Almendra Comuna (Gemeine Mandel) oder Llargueta, spanisch für länglich durch die Form der Mandel. Eine Züchtung aus Aragón, um eine spätere Blüte zu erreichen und damit das Risiko von Frost zu reduzieren ist die Sorte Guara. Die Bezeichnung ist vielleicht ein Hinweis auf die Sierra de Guara, ein Gebirgszug in den Vorpyrenäen Aragons.

Mehr Turrón sollt ihr essen!

Turrón aus Alicante bzw. Jijona wird mit Weihnachten in Verbindung gebracht und ist auf allen Festtafeln Spaniens in der einen oder anderen Art vertreten. Seit Jahren versucht die Herkunftsbezeichnung Jijona Turrón als eine ganzjährige Süßigkeit zu positionieren, allerdings mit geringem Erfolg. Obwohl Turrón das ganze Jahr über verfügbar ist, ist die Hauptsaison die Weihnachtszeit.

Verkaufsstände und Shops in den Innenstädten sollen den Verkauf ankurbeln und Turrón als ganzjährige Spezialität verfügbar machen. Meine Eltern essen für ihr Leben gerne täglich ein Stückchen Turrón. Ganz unterschiedliche Versionen, wobei die nicht zu harten Versionen bevorzugt sind. Immer wieder höre ich meinen Vater klagen, weil er im Sommer kein Turrón bekommt. Weder in berühmten Shoppingstätten noch in Spezialitätengeschäften wird er fündig.

Also wird das Thema Turrón als eine tägliche Spezialität zu positionieren noch einige Zeit dauern oder es wird vielleicht einfach akzeptiert, dass es eine feste Zeit dafür gibt.

Hier findest du die schönsten Weihnachtsmärkte in Spanien.

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Turron Verkauf klassisch
©Jörg Philipp

Traditioneller Laden für Turrón

Verpackung Turron
©Jörg Philipp

Turrón in hochwertiger Verpackung für das Auge

Turron DO Jijona
©DO Jijona

Turrón sieht auch gestapelt lecker aus

Blühende Mandelbäume in Aragonien, Spanien
©Nadine Helwig

Mandelblüte

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Turrón in viel
©Jörg Philipp

Turrón in seiner Vielfalt

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