17. Juli 2024

Rosé-Weine aus Spanien: Rosa ist nicht immer gleich Rosé

Spanien ist der zweitgrößte Roséproduzent der Welt.

Spanien ist weltweit bekannt für seine wunderbaren Rotweine. Mehr und mehr Menschen lernen auch Ausschnitte aus der unglaublichen Weißweinvielfalt des Landes kennen – Verdejo und Albariño sind sicher die bekanntesten Vertreter. Doch was nicht viele wissen: In Spanien gibt es auch eine große Rosé-Tradition! Die Produktion von Roséweinen, oder Rosados, wie sie auf Spanisch heißen, nimmt in einigen spanischen Weinbaugebieten einen hohen Prozentteil ein. Hier stellen wir dir die traditionellen Rosé-Gebiete Spaniens vor, gehen auf ihre Eigenheiten ein und entdecken nebenbei noch einen Rosé, der gar keiner ist! Am Ende werfen wir noch einen Blick auf die Produktion und den Markt, wobei ein überraschendes Ungleichgewicht festzustellen ist...

Bevor wir in die facettenreiche Welt der Rosados Spaniens eintauchen, müssen wir Antworten finden auf die grundlegenden Fragen: Welche Rosé-Typen gibt es und wie wird Rosé-Wein hergestellt?

Roséwein ist klassischerweise ein Weintyp, der aus roten Trauben hergestellt wird. Der Saft bleibt hierbei aber nur eine begrenzte, im Vergleich zur Herstellung von Rotwein deutlich kürzere Zeit mit den Traubenschalen in Kontakt. Dies verleiht ihm seine charakteristische rosa Farbe.

In Spanien ist ein weiterer Weintyp verbreitet, der zwar häufig zu den Rosés gerechnet wird, streng genommen aber eine eigene Art darstellt: der vino clarete.

La vie en rose, la vida en rosa: die Welt der spanischen Roséweine

Hier die wichtigsten Infos zu den 4 in Spanien verbreiteten Methoden, »rosafarbenen« Wein herzustellen. Bei den ersten drei Verfahren spricht man von Rosé, beim vierten handelt es sich um einen traditionelle Clarete-Wein (nicht zu verwechseln mit Clairet, einem dunklen Rosé aus der Bordeaux-Region).

  1. Direktpressung: Die Trauben werden direkt nach der Ernte gepresst. Der Most wird nur kurz mit den Schalen in Kontakt gelassen. Dies ergibt einen sehr hellen, delikaten Rosé.

  2. Mazeration: Die Trauben werden in der Regel zwischen 6 und 24 Stunden mit den Schalen mazeriert, um mehr Farbe, Aroma und Struktur zu extrahieren. Dann wird der Most von den Schalen getrennt und weiter vergoren. Dies ist die weltweit gängigste Methode, einen Rosé herzustellen.

  3. Saignée-Verfahren (Französisch für »Bluten“): Bei dieser Methode, die in Spanien sangrado genannt wird, wird ein Teil des Mostes aus dem Tank von Rotwein abgezogen, um eine höhere Konzentration des verbleibenden Rotweins zu erzielen. Die Trauben bluten quasi aus, durch das Gewicht der anderen Trauben, ohne Pressung. Der abgezogene Most wird dann zu Rosé-Wein weiterverarbeitet, der kräftigere Farben und Aromen aufweist.

  4. Clarete-Methode: Diese traditionelle Methode verwendet eine Mischung aus roten und weißen Trauben, die zusammen vergoren werden. Der Most bleibt länger mit den Schalen in Kontakt als bei den klassischen Rosados, was häufiger zu tieferen Farben und komplexeren Aromen führt. Ein vino clarete ist vergleichbar mit einem Rotling oder Schillerwein in Deutschland.

Rosado und Clarete im Vergleich

Rosado – ein klassischer Roséwein:

  1. Aromaprofil: Frisch, fruchtig und lebendig, mit Aromen von Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen und manchmal floralen Noten.

  2. Farbe: Die Farbe reicht von blassrosa bis hin zu kräftigem Lachsrot.

  3. Alterung: Diese Weine sind in der Regel nicht für eine lange Lagerung bestimmt und sollten jung genossen werden. Aber es gibt auch Ausnahmen.

Clarete – ein traditioneller Weintyp, der aus einer Mischung aus roten und weißen Trauben entsteht:

  1. Aromaprofil: Spanische Clarete-Weine haben oft ein breiteres Spektrum an Aromen, das sowohl rote Früchte als auch florale und erdige Noten umfassen kann.

  2. Farbe: Reicht von hellrosa bis zu kräftigem Rosarot.

  3. Alterung: Diese Weine können sowohl jung als auch leicht gereift genossen werden und bieten eine spannende Alternative zu den typischen Rosados.

Bedeutende Rosé-Regionen Spaniens

Spanien hat mehrere Regionen, die für Rosé-Weine bekannt sind. Die bedeutendsten sind:

Navarra

Navarra ist eine der ältesten Weinregionen Spaniens und bekannt für ihre innovative Weinproduktion, besonders bei Rosé-Weinen. Für die Herstellung von Roséweinen ist ausschließlich das Sangrado-Verfahren (Saignée) zugelassen. Die Rosés aus Navarra sind lebendig und fruchtig, oft mit Aromen von Erdbeeren, Himbeeren und Blumen. Sie haben eine ausgewogene Säure und sind sehr erfrischend. Als Rebsorten spielen hauptsächlich Garnacha, aber auch Tempranillo, Cabernet Sauvignon und Merlot führende Rollen. Rosés aus Navarra werden vor allem im Inland getrunken.

Cigales

Cigales ist ein kleines Weinbaugebiet nördlich von Rueda und Ribera del Duero gelegen, das sich auf die Produktion von Rosé-Weinen spezialisiert hat. Insbesondere in Spanien ist Cigales für seine hochwertigen Rosados und Clarete-Weine bekannt. Rosé-Weine aus Cigales sind kräftig und fruchtig, mit Noten von roten Beeren, Steinfrüchten und einer angenehmen Säure. Tempranillo und Garnacha sind die bestimmenden Rebsorten in diesem Gebiet.

Rioja

Das bekannteste Weinbaugebiet Spaniens bringt nicht nur tolle Rotweine hervor, sondern auch Weißweine und hervorragende Rosados und Clarete-Weine. Rosés aus Rioja sind typischerweise elegant und haben eine gute Balance zwischen Frucht und Struktur. Sie zeigen Noten von roten Früchten, Zitrus und manchmal Kräutern. Als Rebsorten für Rioja Rosé haben vor allem Garnacha, Tempranillo und Viura Bedeutung. Tatsächlich ist Rioja in blanken Zahlen der größte Rosé-Produzent Spaniens. Der überwiegende Teil der Rosados aus Rioja wird exportiert.

León

Das Weinbaugebiet León liegt im Nordwesten des Landes in Kastilien-und-León und ist vor allem in Spanien bekannt für seine Roséweine. Rosados aus León sind fruchtbetont, oft mit Aromen von Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen und manchmal floralen Noten wie Rosen. Dank ihrer Lage und ihres Klimas haben sie eine erfrischende Säure, die sie lebendig und spritzig macht. Wichtigste Rebsorte der Region für Roséweine ist Prieto Picudo.

Somontano

Das Weinbaugebiet Somontano liegt in Aragon, in den Ausläufern der Pyrenäen und weist eine hohe Roséproduktion auf. Die Rosés aus Somontano sind frisch und aromatisch, mit Aromen von Erdbeeren, Kirschen und manchmal einem Hauch von Gewürzen. Als Rebsorten spielen Garnacha, Tempranillo, Syrah und Merlot führende Rollen.

Penedès

Penedès ist vor allem für die Produktion von Cava bekannt, Spaniens berühmtem Schaumwein. Die Rosés aus Penedès sind leicht, fruchtig – und oft schaumig, wenn es um Cava Rosé geht. Sie zeigen Aromen von roten Beeren, Pfirsichen und manchmal floralen Noten. Typische Rebsorten sind hier Garnacha, Pinot Noir und Trepat.

Spanien produziert viel Rosé...für den Export

Die Beliebtheit von Roséweinen nimmt weltweit zu, wobei sich starke Unterschiede zwischen den Ländern ausmachen lassen. Steigende Nachfrage ist, den Zahlen der OIV (Internationale Organisation für Rebe und Wein) zufolge, vor allem aus Großbritannien, Deutschland und den USA zu verzeichnen. Schon immer hoch war sie in Frankreich, der mit Abstand wichtigste Rosé-Markt der Welt, wo rund 33 Prozent aller Roséflaschen geleert werden. 35 Prozent des weltweit produzierten Rosés stammt aus Frankreich.

Rund 20 Prozent der globalen Roséproduktion kommt aus spanischen Weinkellern. Damit ist Spanien hinter Frankreich der zweitgrößte Roséproduzent der Welt, auch wenn die Tendenz fallend ist, da andere Länder stärker zulegen. Was den Konsum im Land angeht, muss man ein Komma verschieben: nur 2,5 Prozent des Rosés wird in Spanien getrunken. Dennoch lässt sich festhalten, dass die Produktion hochwertiger Roséweine an Bedeutung zugenommen hat und die Qualität vieler Rosés phänomenal ist. Probieren lohnt sich!

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eine leere Flasche Rosé in der Sonne
©Sascha Brandenburg / TodoVino Weinmagazin

Rosé und Sommer gehören einfach zusammen

Flasche Rosé und Glas vor Tapete
©Sascha Brandenburg / TodoVino Weinmagazin

Schön bunt: Rosés bringen Farbe auf den Tisch

Bild eines Etiketts einer Weinflasche
©Sascha Brandenburg / TodoVino Weinmagazin

Prieto Picudo wird gerne für Rosé genommen - unbedingt probieren!

Weinflasche Rückenetikett
©Sascha Brandenburg / TodoVino Weinmagazin

Rosados sind die klassischen Rosés in Spanien.

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