10. November 2024

Die geheime Magie des Sherrys: Klima & Böden der Sherry Region

... ein Wechselspiel zwischen heißen Sommern und kühlen Winden

Sherry ist nicht nur ein Wein – er ist das Ergebnis eines besonderen Zusammenspiels von Terroir und Ausbaustilistik. Neben den traditionellen Herstellungsverfahren spielen das besondere Klima und die geologischen Bedingungen der Region Jerez de la Frontera eine zentrale Rolle. Heiße Sommer, kühle atlantische Winde und die Albariza-Böden schaffen ein Terroir, das Sherry seinen unverwechselbaren Charakter verleiht. In diesem Teil unserer Sherry-Serie werfen wir einen genauen Blick auf das Klima und die Geologie der Region, um besser zu verstehen, wie diese Faktoren den Geschmack und die Vielfalt des Sherrys beeinflussen.

Mediterranes Klima mit Atlantikeinfluss – Wissen, woher der Wind weht

Die Sherry-Region Jerez de la Frontera profitiert von einem mediterranen Klima, das aber auch durch die Nähe zum Atlantischen Ozean geprägt ist. Heiße, trockene Sommer und milde Winter sorgen für ideale Bedingungen für den Weinbau und somit auch für die Sherryproduktion.

Der Atlantik spielt dabei eine wichtige Rolle: Er bringt Feuchtigkeit und kühlere Temperaturen, die das Wachstum der Trauben fördern und sie vor extremer Trockenheit schützen. Besonders die moderaten Niederschläge im Winter helfen, die Wasserspeicher der Böden zu füllen, damit die Pflanzen die heißen Sommermonate überstehen können.

Das Mittelmeer und der Atlantik sind auch bedeutend für zwei sehr wichtige Winde in der Region: den Poniente und den Levante. Beide Winde sind nach der Richtung benannt, aus der sie vorwiegend wehen.

  • Der Poniente, ein kühler, feuchter Wind, kommt aus dem Westen, wo die Sonne untergeht (auf Spanisch »ponerse«, was »sich setzen« bedeutet). Er bringt frische Luft vom Atlantik und die dringend benötigte Feuchtigkeit mit.

  • Der Levante hingegen ist ein heißer, trockener Wind aus dem Osten, wo die Sonne aufgeht (auf Spanisch »levantarse«, was »aufstehen« bedeutet). Wenn der Levante weht, können die Temperaturen drastisch steigen, was das Risiko für das Austrocknen der Reben erhöht.

Diese beiden Winde beeinflussen nicht nur die Reben, sondern auch den Bau der Sherry-Kathedralen – dazu jedoch ein anderes Mal. 😉

Zusammen mit den Böden sind sie entscheidend für den Weinbau in der Region.

Wir haben bereits ein paar Informationen zum spannenden Thema Sherry für Dich zusammengestellt:

Eine allgemeine Einführung zu Sherry und warum er gar nicht so »altmodisch« ist, wie manche gerne denken, und einen Blick auf die lange Geschichte der Region und des Traditionsgetränkes findest Du bereits in unseren Reportagen.

... und sicher hast Du Dich schon öfter gefragt, woher denn der Name kommt? Auch das erfährst Du bei uns!

Albariza-Böden: Die Grundlage für hochwertigen Sherry

Die Albariza-Böden sind das geologische Herzstück der Sherry-Region und spielen eine entscheidende Rolle für die Qualität des Weins. Diese Böden bestehen aus einer einzigartigen Mischung von Kalkstein, Ton und Sand, die eine außergewöhnliche Fähigkeit zur Wasseraufnahme und -speicherung aufweist. Albariza speichert die Feuchtigkeit aus den Winterregen wie ein Schwamm und gibt sie während der trockenen Phasen wieder langsam an die Reben ab. Der hohe Kalkgehalt verleiht dem Sherry zudem seine charakteristische Frische und Mineralität.

Nerd-Alert:
Es gibt verschiedene Unterarten der Albariza-Böden:

  • Tejón: Besteht aus fast reinem Kalkstein.

  • Barajuelas: Fördert durch seine lamellenartige Struktur das Wurzelwachstum.

  • Tosca Cerrada und Lentejuelas: Enthalten Mischungen aus Kalk, Ton und Sand, die die Bodenbearbeitung erleichtern.

Andere Bodentypen in der Region Jerez: Barros und Arenas

Neben den dominierenden Albariza-Böden gibt es in der Sherry-Region noch zwei weitere wichtige Bodentypen:

  • Barros: Diese tonreichen Böden sind vor allem in tiefer gelegenen Gebieten zu finden. Sie speichern ebenfalls gut Wasser, sind jedoch schwerer und dichter als Albariza, was die Durchlüftung der Rebenwurzeln erschwert.

  • Arenas: Diese sandigen Böden kommen in Küstengebieten vor. Sie speichern weniger Wasser, und hier wird vorwiegend die Rebsorte Moscatel de Alejandría angebaut, die für süßere Sherry-Stile verwendet wird.

Geologische Schichten und Topografie in der Sherry Region

Die Region Jerez ist geologisch vielfältig und weist unterschiedliche Höhenlagen und Bodenschichten auf. Besonders die Hügellandschaft spielt eine wichtige Rolle für die Sonneneinstrahlung und den Wasserabfluss. Die besten Weinberge liegen oft auf sanften Hügeln, die bis zu ca. 150 Meter hoch sind. Dort erhalten die Reben den maximalen Sonnenkontakt, während das Regenwasser gut abfließen kann. So reifen die Trauben gleichmäßig und entwickeln eine konzentrierte Aromatik. Höhere Lagen profitieren zudem von kühleren Temperaturen, was den Trauben zusätzliche Frische verleiht, die sich später im Wein widerspiegelt.

In diesen Höhenlagen können die Albariza-Böden ihre Stärken besonders gut ausspielen. Die besten Sherries kommen häufig aus genau diesen Regionen.

Das Consejo Regulador hat zudem genau festgelegt, welche Weinberge die Klassifizierung »Jerez Superior« tragen dürfen. Diese Weinberge müssen auf Albariza-Böden liegen und sich in bestimmten Lagen der Gemeinden Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa María, Sanlúcar de Barrameda, Trebujena sowie Rota und Chipiona befinden.

Klimatische Herausforderungen und Anpassungen für die Sherry Produktion

Die Sommer in der Region Jerez werden immer extremer und die Winde immer unberechenbarer. Sie wehen nicht mehr so regelmäßig wie noch vor einigen Jahrzehnten. Der Levante, der heiße Ostwind, weht häufiger und stärker, was das Risiko von Hitzeschäden an den Trauben erhöht. Dies kann zu einem schnelleren Reifeprozess führen, was wiederum die Balance der Aromen, die natürliche Säure und das Zuckerprofil der Trauben beeinflusst. Der Poniente bringt nicht mehr zuverlässig ausreichend Feuchtigkeit. Die Albariza-Böden können somit nicht mehr wie gewohnt genügend Feuchtigkeit in den Wintermonaten speichern und die Trockenperioden verlängern sich.

Diese Faktoren stellen eine große Herausforderung für die Winzer dar, die den typischen Charakter und die Qualität des Sherrys bewahren wollen. Aber welche Möglichkeiten gibt es für sie?

  • Verbesserung der Wassermanagementsysteme: Viele Weinberge setzen auf effizientere Bewässerungsmethoden, um das verfügbare Wasser optimal zu nutzen. Tropfbewässerung und die Anlage von Reservoirs helfen dabei, die Reben auch während der längeren Trockenperioden zu versorgen.

  • Anpassung der Anbau- und Pflanzmethoden: Winzer experimentieren mit höheren Pflanzdichten und neuen Techniken zur Bodenpflege, um die Wasserspeicherfähigkeit der Böden zu maximieren und die Verdunstung zu verringern. Gleichzeitig wird über die Nutzung neuer Rebsorten oder angepasster Klone der traditionellen Rebsorten nachgedacht, die besser an die extremeren klimatischen Bedingungen angepasst sind.

  • Schutz vor dem Levante: Einige Produzenten versuchen, den Schutz vor dem Levante zu verstärken, indem sie windgeschützte Lagen wählen oder natürliche Barrieren wie Bäume oder Hecken anlegen, um die Weinberge vor dem heißesten Wind zu schützen. Auch der Erntezeitpunkt wird oft angepasst, um die Trauben in optimalem Reifezustand zu lesen, bevor extreme Hitzewellen sie schädigen können.

Zu guter Letzt entdecken viele Produzenten eine nachhaltige Weinproduktion als Zukunftsstrategie. Der Einsatz von ökologischen und biodynamischen Anbaumethoden, um die Böden gesünder und widerstandsfähiger gegen klimatische Stressfaktoren zu machen, nimmt zu. Durch den Verzicht auf chemische Düngemittel und Pestizide wird nicht nur die Umwelt geschützt, sondern auch die Bodenqualität langfristig verbessert, was der Widerstandsfähigkeit der Reben zugutekommt.

Um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern und ein weitreichendes Zeichen zu setzen, investieren viele Weingüter in erneuerbare Energien, nachhaltige Verpackungen und ressourcenschonende Produktionsmethoden, mit dem Ziel, ihre CO₂-Emissionen in der gesamten Produktionskette nachhaltig zu reduzieren.

Die Weingüter stehen vor großen Herausforderungen, aber nur in der Kombination aus Anpassung an das Klima und dem Streben nach mehr Nachhaltigkeit kann es ihnen gelingen, auch in den nächsten Jahrzehnten hochwertigen Sherry in seiner aktuell bekannten Vielfalt zu gewährleisten. Es zeigt sich, dass es für die Zukunft der Sherryproduktion essentiell sein wird, wie dieser Balanceakt zwischen Tradition und Innovation gelingen kann.

Für dich als Weinliebhaber bedeutet dies, dass jeder Sherry nicht nur ein Getränk, sondern ein Ausdruck seines Ursprungs ist – ein Produkt von Jahrhunderte alter Tradition, geprägt von einem einzigartigen Terroir. Mit diesem Wissen im Glas kannst du sicher die Vielfalt und Komplexität eines guten Sherrys ab sofort auf eine ganz neue Art und Weise genießen. Salud!

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PalominoFino Weinstoecke
©Marion Rockstroh-Kruft, TodoVino

Weinstöcke mit Palomino Fino Trauben

... die Grundlage für Sherry

Meer mit Mann und Wind in Andalusien
©Marion Rockstroh-Kruft, TodoVino

Die kühlen Winde an der Atlantikküste

... wichtig für die Sherry Produktion

Rebstöcke auf Albariza Boden
©Jörg Philipp, TodoVino

Albariza

... der typische Boden für Sherry

Weinberg mit Sand und Lehm n Andalusien
©Jörg Philipp, TodoVino

Arenas und Barros

... die anderen Böden in Jerez

Weingut auf einem Hügel mit Albariza Boden
©Jörg Philipp, TodoVino

Albariza

... prägt die Landschaft in Jerez

alte Fässer in einem Sherry Weinkeller
©Marion Rockstroh-Kruft, TodoVino

Die Tradition

... ist offensichtlich im »Sherry-Wein-Keller«

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