Das Beste kommt zum Schluss. Schaumwein ohne Alkohol. Meiner bescheidenen Meinung bislang die erfreulichste Ausprägung entalkoholisierter Weine. Die beiden Bodegas Win Sin Alcohol und Codorníu haben uns ein paar Exemplare zum Probieren geschickt. Natürlich gibt es mittlerweile einige mehr, die alkoholfreien Sekt produzieren, aber in Spanien, und darüber hinaus, zählen diese beiden Erzeuger zu den sichtbarsten Vertretern im Bereich low und zero alcohol.
Der Codorníu Zero Sekt alkoholfrei legt gleich richtig los: sehr expressive Nase, die intensive, konzentrierte Fruchtnoten von Birne und vor allem Holunder mit leicht tropischen Akzenten offenbart. Im Mund ist die Süße spürbar, aber noch im Rahmen. Sie heftet an der Frucht, wodurch sie nicht pappig wirkt. Die Kohlensäure tendiert Richtung spritzig, die Frucht Richtung sauer, die Textur ist etwas voller - kann man echt gut trinken. Bewegt sich geschmacklich außerhalb bekannter Sekt- und Cavasphären, aber meines Erachtens ein toller Sommerdrink oder Aperitif. Der Codorníu Zero stellt für mich eine etwas raffiniertere Schorle dar.
Etwas limonadiger präsentiert sich der alkoholfreie Codorníu Zero Rosé Sekt. Die Nase ist etwas süßer, viel Frucht, insbesondere Cassis strömt aus dem Glas. Im Mund wieder sehr lebendig, spritzig, süffig. Die Frucht ist schön herausgearbeitet, etwas »übernatürlich«, aber schön klar, mit leichter Süße ummantelt. Dazu eine leichte Cremigkeit. Wer eine etwas pfiffigere, schorligere Limonade sucht, die nicht so süß ist und eine feinere Kohlensäure aufweist, ist mit diesem alkoholfreien Sekt von Codorníu gut bedient. Alle in der Runde fanden ihn »lecker«, wenn er nicht durch die Sektbrille betrachtet wird.
Nach einem richtig lauten Sektkorkenknallen sprudelt der Win Sparkling White Verdejo ins Glas. Die Nase wird zuerst mit einem kleinen Stinker begrüßt, der aber sehr schnell verflogen ist. Blubbert stärker und feiner im Glas als die Schäumer von Codorníu. In der Nase nicht so expressiv, subtilere Fruchtnoten von Banane, milder Mandarine, etwas Erdbeerpürree, dazu etwas Grünes, Vegetabiles. Insgesamt etwas komplexer. Im Mund feiner und schaumiger, bei einer angenehmen Textur. Hier ist weniger Süße und plakative Frucht, dafür mehr klassisches Sektfeeling im Spiel. Im Vergleich zu einem guten Sekt oder Cava fehlt die Tiefe, aber dieser alkoholfreie Sekt entwickelt tatsächlich eine angenehme Länge. Auf der Skala zwischen Limo/Schorle und Sekt näher am Sekt. Kann ich mir gut zum Anstoßen vorstellen.
Als letzter alkoholfreier Sekt im Test kam der Win Sparkling Rosé ins Glas. Die schöne, ausdrucksstarke Farbe macht Lust auf den ersten Schluck. Aber zuerst riechen: deutlich fruchtiger, viel rote Frucht, vor allem Himbeere, recht intensiv. Da wurde wahrscheinlich etwas nachgeholfen, ganz natürlich wirkt das nicht, aber der Fruchtausdruck ist angenehm. Hinzu kommen Noten von Himbeerjoghurt sowie etwas Waldmeister. Und er schmeckt, wie er riecht. Schmeckt nicht wie Sekt, aber auch nicht wie Limonade, dafür ist der Win Sparkling Rosé zu unsüß. Eher wirkt das wie eine erfrischende, etwas komplexere Himbeersaftschorle.
Wer unser alkoholfreier Sekt Testsieger ist, liest du im Fazit.