17. Mai 2024

Die 10 häufigsten Aromen im Wein und ihr Ursprung

Blumig, fruchtig, nussig, hefig...Weinaromen haben viele Facetten.

Wein kann ein aromatisches Erlebnis sein und zählt zusammen mit Tee und Kaffee zu den facettenreichsten Getränken. Hunderte Aromen-Verbindungen wurden bereits identifiziert. Die meisten können wir gar nicht wahrnehmen, also riechen oder schmecken, weil ihre Konzentration zu gering ist. Das Spektrum der wahrnehmbaren Weinaromen ist dennoch beachtlich: ein Aromarad für Wein bspw. enthält dutzende gängige Aromen, die wir mit etwas Übung erkennen und unterscheiden können. Die meisten von ihnen können eingeteilt werden in größere Aromenfamilien wie zum Beispiel »würzige Aromen« oder »fruchtige Aromen«.

Welche Aromen gibt es im Wein?

Die wichtigsten dieser Weinaromen-Kategorien bzw. -Familien schauen wir uns hier an. Das sind die 10 häufigsten Aromen-Gruppen im Wein:

1 Fruchtige Aromen: Beginnen wir mit einer der offensichtlichsten Aromakategorien. Weine können eine Fülle von Fruchtaromen aufweisen, von saftigen Beeren über reife Kirschen oder Pflaumen bis hin zu exotischen Zitrusfrüchten oder Bananen. Die Fruchtigkeit verleiht dem Wein Frische und Lebendigkeit. Dabei kann es individuell unterschiedlich sein, ob man bspw. eher Aromen von roten Johannisbeeren oder Brombeeren wahrnimmt.

Typischer spanischer Wein: Garnacha

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2 Blumige Noten: Blumige Aromen verleihen dem Wein eine zarte Eleganz. Nuancen von Jasmin, Rose oder Flieder schmeicheln den Sinnen und sorgen für ein blumiges Bouquet, das den Wein besonders aromatisch macht. Häufig liest man bei Weinverkostungen auch unspezifischere Beschreibungen wie »Aromen, die an weiße Blüten erinnern«.

Typischer spanischer Wein: Moscatel

3 Würzige Akzente: Gewürze können dem Wein komplexe und facettenreiche Aromen verleihen. Dies macht den Wein interessant. Von Pfeffer über Nelken bis hin zu Zimt – die Palette der würzigen Noten reicht von dezent bis intensiv und verleiht dem Wein idealerweise eine angenehme Wärme und Vielschichtigkeit.

Typischer spanischer Wein: Monastrell

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4 Kräuter und Gräser: Ein Hauch von Kräutern und Gräsern kann dem Wein eine erfrischende und natürliche Komponente hinzufügen. Noten von Minze, Thymian, Rosmarin oder frisch gemähtem Gras verleihen dem Wein eine gewisse Leichtigkeit und frische Aromatik. Viele Weinliebhaber:innen schätzen solche Aromen.

Typischer spanischer Wein: Verdejo

5 Holzige Noten: Weine, die in Holzfässern gereift sind, können subtile holzige Aromen aufweisen. Manchmal sind sie auch nicht besonders subtil, vor allem wenn der Wein in neuen getoasteten Barriques gereift ist. Eichenholz verleiht dem Wein oft Nuancen von Vanille, Zeder oder Karamell und vermittelt in der richtigen Dosierung ein Gefühl von Eleganz und Struktur.

Typischer spanischer Wein: gereifter Rioja

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6 Mineralische Nuancen: Mineralisch anmutende Aromen, oft mit Begriffen wie Feuerstein, Salz oder Kreide beschrieben, verleihen dem Wein eine erdige Qualität. Zwar kann (noch) nicht nachgewiesen werden, dass diese Aromen aus dem Boden stammen, auf dem die Trauben gewachsen sind, aber meist wird eine Parallele gezogen. Dann wird häufig vom Terroir gesprochen, das die Summe aller Boden-, Standort-, Klimaeigenschaften sowie der menschlichen Einflussnahme beschreibt.

Typischer spanischer Wein: Albariño

7 Nussige Komplexität: Aromen von Nüssen, wie Mandeln oder Walnüssen, können dem Wein eine angenehme Komplexität und bisweilen besondere Intensität verleihen. Diese Noten treten besonders bei gereiften Weinen auf und fügen eine zusätzliche Dimension hinzu. Besonders intensiv können Nussaromen bspw. bei Sherrys und anderen unter Florhefe gereiften sowie oxidativ ausgebauten Weinen sein.

Typischer spanischer Wein: Sherry

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8 Karamellisierte Süße: Karamellisierte Aromen, die an gebrannten Zucker erinnern, können dem Wein mehr oder weniger Süße und Tiefe verleihen. Honig- und Malznoten zählen auch zu dieser Gruppe. Dies verleiht vor allem Rotweinen eine verlockende, süße Dimension, was von vielen geschätzt wird.

Typischer spanischer Wein: Süße Pedro Ximénez-Weine

9 Tabak und Leder: Tabak- und Ledernoten sind oft in kräftigen Rotweinen zu finden. Diese Aromen vermitteln eine gewisse Rustikalität und können dem Wein, gut dosiert, eine herbe Eleganz und reife Komponente hinzufügen.

Typischer spanischer Wein: Ribera del Duero

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10 Butter- und Hefenoten: Diese Aromen sind vor allem in Weißweinen zu finden, die auf der Hefe gereift sind oder einen biologischen Säureabbau durchlaufen haben. Sie verleihen dem Wein eine cremige Textur und zusätzliche Tiefe, oft mit Noten von Butter, Brioche oder Hefeteig.

Typischer spanischer Wein: Cava


Diese 10 Aromengruppen im Wein sind nur eine grobe Übersicht – die aromatische Vielfalt des Weins ist bedeutend ausgeprägter. Zudem fehlt eine weitere wichtige Aromengruppe: die der Fehlaromen im Wein. Diese können während der Gärung, der Verarbeitung oder der Reifung entstehen, mehr oder weniger intensiv ausgeprägt sein und den Weingenuss im schlimmsten Fall vermiesen. Den Fehltönen werden wir uns künftig in einem gesonderten Artikel widmen.

Wo kommen die Aromen im Wein her?

Grundsätzlich wird beim Wein zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiäraromen unterschieden.

Primäraromen entstehen direkt aus den Trauben während des Reifeprozesses und der Weinherstellung. Sie sind fruchtig und blumig und spiegeln die Rebsorten wider. Beispiele für Primäraromen sind:

  • Fruchtige Aromen wie Beeren (z. B. Erdbeeren, Himbeeren), Steinfrüchte (z. B. Pfirsiche, Aprikosen) oder Zitrusfrüchte (z. B. Zitronen, Limetten).

  • Blumige Aromen wie Jasmin, Veilchen oder Rosen.

Sekundäraromen entwickeln sich während der Gärung und im Weinbereitungsprozess. Sie entstehen durch chemische Reaktionen zwischen den Inhaltsstoffen des Weins. Beispiele für Sekundäraromen sind:

  • Hefige Aromen wie Brotkruste, Hefeteig oder Gebäck.

  • Milchsäure- oder Buttersäurenoten, die an Butter, Sahne oder Joghurt erinnern können.

Tertiäraromen bilden sich während der Reifung des Weins in der Flasche über Jahre hinweg. Sie entstehen durch komplexe chemische Prozesse und die Interaktion des Weins mit Sauerstoff. Tertiäraromen sind oft würzig, rauchig oder entwickeln komplexe Aromen von Nüssen, Leder oder Tabak. Beispiele hierfür sind:

  • Gewürzige Aromen wie Nelken, schwarzer Pfeffer oder Muskat.

  • Rauchige Noten wie Tabak, Zedernholz oder geröstete Kaffeebohnen.

Diese verschiedenen Arten von Aromen verleihen einem Wein seine Komplexität und Tiefe und machen ihn zu einem einzigartigen Genusserlebnis. Wer Wein nicht nur trinkt, sondern versucht ihn zu erleben und zu verstehen, wird reich belohnt. Dies macht jede Weinverkostung zu einem sinnlichen Erlebnis.

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Zahlreiche Weinflaschen in einem Regal.
©Jörg Philipp

Auch während der Lagerung und Reifung des Weins entstehen neue aromatische Verbindungen.

Rote Rosen
©Jörg Philipp

Wein kann nach Rosen riechen...

Weinfässer in einem Keller
©Jörg Philipp

Durch die Reifung in Barriques erhält der Wein einige typische Aromen.

Viele Walnüsse
©Jörg Philipp

Walnussnoten und andere Nussaromen sind ebenfalls verbreitet.

Wein Most
©Jörg Philipp

Während der Gärung bilden sich aromatische Verbindungen.

Viele rote Kirschen
©Jörg Philipp

Kirscharoma ist typisch für viele Rotweine.

Ein Teller mit vielen verschiedenen Gewürzen
©Marion Rockstroh-Kruft

Ein Wein kann so viele Gewürznuancen aufweisen...

Viele Croissants
©Jörg Philipp

Manche Weine weisen deutliche Noten von Hefe und Gebäck auf.

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