10. Dezember 2023

Tapas: Ein Blick unter den »Deckel« dieses spanischen Klassikers

Ursprung und Bedeutung von Tapas

Tapas kennen und lieben alle, oder? Das Ursprungsland dieser genialen gastronomischen Erfindung ist natürlich Spanien. Wo sonst? Dort sind Tapas nicht eine kleine kulinarische Delikatesse, sondern tatsächlich integraler Bestandteil der spanischen (Ess-)Kultur und Lebensart. Dies gilt nicht nur für den Süden des Landes, denn viele Tapas-Klassiker sind mittlerweile überall in Spanien – und darüber hinaus – zu haben.

Es gibt nichts Schöneres, als in guter Gesellschaft einen Tapas-Abend zu genießen – das geht zuhause genauso gut wie in einer Bar. Diese kleinen Häppchen, die traditionell zu Wein oder Bier serviert werden, haben eine reiche und faszinierende Geschichte, die tief in der spanischen Tradition verwurzelt ist. Wir werfen einen Blick auf die Herkunft der Tapas und geben natürlich auch Tipps, welcher Wein am besten zu Tapas passt.

Wortherkunft: Was bedeutet Tapas?

Das spanische Wort »Tapa« bedeutet auf Deutsch »Deckel« oder »Abdeckung«. Diese Bezeichnung geht auf die ursprüngliche Praxis zurück, das Getränk mit einem kleinen Teller mit Essen oder einer Scheibe Brot oder Fleisch abzudecken, um es vor Insekten zu schützen.

Ursprung und Geschichte der Tapas

Die Tapas-Tradition in Spanien hat eine lange Geschichte. Um den Ursprung der Tapas ranken sich viele Legenden. Eine davon besagt, dass im 13. Jahrhundert dem König Alfons X. von Kastilien während einer Krankheit von seinem Arzt angeraten wurde, nur kleine Häppchen mit Wein zu sich zu nehmen. Der König war offenbar begeistert von dieser Kur. Nach seiner Genesung soll er veranlasst haben, dass fortan zum Wein Kleinigkeiten zu Essen serviert werden sollen.

Eine andere Geschichte führt die Entstehung der Tapas auf den bereits angesprochenen Brauch zurück, alkoholische Getränke mit einem Deckel zu schützen. Dieser Deckel wurde ursprünglich mit Kleinigkeiten wie Oliven beschwert, um nicht fortgeweht zu werden. Im Laufe der Zeit wurde diese »Tapa« dann immer kunstvoller gestaltet, bis sich eigenständige Kreationen daraus entwickelten.

Eine ähnliche Theorie besagt, dass die Wirte in Spanien früher eine Scheibe Brot auf das Weinglas legten, um das kostbare Getränk vor lästigen Fliegen zu schützen. Dieser »Deckel« wurde im Laufe der Jahre dann immer weiter entwickelt und beispielsweise mit Olive oder Sardellen verziert.

Die Deckel-Geschichte kennt auch eine Variante mit dem bereits erwähnten König. Der soll sich bei einem Aufenthalt in Andalusien während einer Rast über die Insekten beschwert haben, die versuchten, sich an seinem Getränk zu laben. Der Wirt musste handeln und bedeckte in seiner Not das Glas einfach mit einem Stück Fleisch bzw. Schinken.

Wie auch immer es genau gewesen ist: Als relativ sicher gilt, dass der Tapas-Brauch in Andalusien, möglicherweise in Sevilla, entstand. Heute sind Tapas aus der Esskultur Gesamtspaniens nicht mehr wegzudenken. Ir de tapas oder ir de tapeo ist fester Bestandteil der Alltagssprache geworden und wird benutzt, wenn man ausgehen und eine Kleinigkeit zu sich nehmen möchte. Vor ein paar Jahren hat die Regierung sogar den Versuch unternommen, die Tapas-Kultur zum immateriellen Weltkulturerbe erklären zu lassen.

Regionale Unterschiede der Tapas-Kultur

In Andalusien, wo der schöne Brauch entstand, bekommt man in vielen Dörfern und Städten bis heute zu jedem Getränk Gratis-Tapas. Während einige Bars einfach eine Kleinigkeit zum Wein servieren, geben sich manche Lokale richtig Mühe und kreieren kleine Kunstwerke. Auch in anderen Teilen Spaniens findet man immer wieder Cafés und Bars, die einen kleinen Snack zum Getränk reichen, wie zum Beispiel ein Stückchen Tortilla auf einem Scheibchen Baguette. Satt wird man davon aber nicht. Vielmehr sind die Tapas dazu gedacht, das kleine Hüngerchen am Vorabend zu stillen, bis dann – für mitteleuropäische Verhältnisse sehr spät – zu Abend gegessen wird.

Heute sind Tapas ein fester Bestandteil der spanischen Gastronomie und werden in Tapas-Bars und Restaurants im ganzen Land serviert. Wer Lust hat, mehr zu essen und den Gaumen auf Erkundungstour zu schicken, sollte verschiedene Tapas von der Karte bestellen. Jede Tapas-Bar besitzt eine individuelle Auswahl an verschiedenen Tapas, die von einfachen Oliven bis hin zu aufwändig zubereiteten Gerichten reichen können. Die Portionen sind wie die Preise meist überschaubar. Bei größerem Hunger empfiehlt es sich, statt zu den Tapas gleich zu den Raciones zu greifen, die deutlich üppiger ausfallen.

Manche Regionen haben eigene Tapas-Kulturen ausgebildet. In Galicien beispielsweise dominieren Meeresfrüchte die lokalen Tapas-Kreationen. Insbesondere der Pulpo, der Tintenfisch, erfreut sich dabei großer Beliebtheit – scheinbar haben hier viele noch nicht den Dokumentarfilm »Mein Lehrer, der Krake« geschaut.... Im Baskenland heißen die Tapas Pinchos bzw. auf baskisch Pintxos – sie sind besonders und haben einen eigenen Artikel verdient.

Mittlerweile haben die Tapas sogar ihren eigenen Gedenktag: der día mundial de la tapa wird seit rund 10 Jahren an jedem dritten Donnerstag im Juni gefeiert.

In diesen Städten erhältst du heute noch Gratis-Tapas zu jedem Getränk

Es gibt Schätzungen, die besagen, dass bis zu 60 Prozent der Bars in Spanien immer noch eine kleine Tapa zum Getränk reichen. Ob die Zahl wirklich stimmt oder etwas zu hoch gegriffen ist, können wir nicht sagen. Fest steht aber: Es gibt noch einige Städte in Spanien, in denen die Tradition fortbesteht, zu jedem bestellten Getränk eine Gratis-Tapa zu reichen. In manchen Städten beschränkt sich das Angebot auf bestimmte Bars in bestimmten Stadtteilen, in anderen gilt es tatsächlich noch in einem Großteil der Gastronomie – die berühmtesten Beispiele sind sicher Granada und Almería.

In u. a. diesen Städten wird die Tapas-Tradition heute noch vermehrt gepflegt:

Welcher Wein zu Tapas?

Die wichtigste Frage lautet natürlich: welchen Wein trinkt man zu Tapas? Wenn es um die Kombination von Tapas und Wein geht, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Trotzdem gibt es ein paar Kombinationen, die einfach besonders gut passen und zu echten Klassikern geworden sind.

Hier eine Auswahl an Wein-Tapas-Kombinationen, die du unbedingt probieren solltest:

  • Fino-Sherry oder Manzanilla passt sehr gut zu Oliven, Nüssen und Manchego-Käse sowie Jamon Iberico.

  • Cava passt ausgezeichnet zu Mandeln und anderen Nüssen sowie Manchego-Käse und Patatas Bravas.

  • Albariño ist eine gute Wahl zu Tapas mit Fisch oder Meeresfrüchten.

  • Trockene Weißweine und Roséweine passen gut zu frittierten Sardellen (boquerones fritos) und klassischer Tortilla.

  • Etwas kräftigere Weißweine oder junge, fruchtige Rotweine passen gut zu gebratenen Garnelen oder Papas Arrugadas.

  • Etwas kräftigere, gereifte Rotweine sind eine gute Wahl bei Chorizo oder Albondigas in Tomatensauce.


Dies ist nur eine kleine, unvollständige Auswahl. Grundsätzlich gilt: neue Kombinationen auszuprobieren ist erlaubt! Eine kleine Übersicht über beliebte spanische Tapas findest du auf dem offiziellen Tourismusportal Spaniens spain.info.

Tapas sind immer ein Genuss

Tapas sind ein besonders leckerer Teil der spanischen Kultur und Geschichte. Sie sind ein Beweis für die Kreativität und Vielfalt der spanischen Küche und ein wunderbares Beispiel dafür, wie Essen und Trinken in Spanien zu einem gesellschaftlichen Ereignis werden. Ob Tapas-Abend oder einfach nur zwischendurch: vergiss nicht, beim nächsten Besuch in Spanien eine Tapas-Bar zu besuchen und die wunderbaren Tapas-Wein-Kombinationen kennenzulernen. Zuhause geht das natürlich auch.

¡Buen provecho!

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Manchego-Käse als Tapas
©Marion Rockstroh-Kruft

Manchego-Käse

Papas Arrugadas mit verschiedenen Soßen
©Sascha Brandenburg

Papas Arrugadas

regionale Tomatensorte Ochsenherz
©Sascha Brandenburg

Ochsenherz-Tomaten

Eingelegte Oliven als Tapas
©Marion Rockstroh-Kruft

Eingelegte Oliven

Käse als Tapas
©Sascha Brandenburg

Käse aus Menorca

Leerer Tapas-Teller
©Sascha Brandenburg

Das hat geschmeckt!

Chips und Vermut
©Sascha Brandenburg

Vermut und Patatas Fritas

Patatas Bravas mit Sauce
©Marion Rockstroh-Kruft

Patatas Bravas

Gebratene Pimientos de Padrón
©Marion Rockstroh-Kruft

Pimientos de Padrón

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